Was wäre gewesen, wenn …

Eines vorweg: Jeder, der Fehler in unserer Gesellschaft auf sich geladen hat, darf zurecht auf soziale Wiedereingliederung hoffen. Und das ist auch im Falle eines U.H. gut so.
Nur:
Wenn man sich die gigantische Masseninszenierung des gestrigen Abends mit dem tränenreichen Auftritt des U.H. und der bedingungs- und kritiklosen Huldigung der so gerne zitierten Vereins- und Geldscheffelfamilie mal näher aus der blauen Distanz betrachtet, dann seien ein paar kritische Gedanken nicht ganz verwerflich:
Was wäre gewesen, so frage ich mich, wenn ein Aufsichtsratsvorsitzender des TSV 1860 eine Uhr im Wert einer viertel Million am Zoll vorbeigeschafft hätte?
Was wäre geschehen, wenn ein Präsident des TSV 1860 – in engster Zeitnähe zu millionenschweren Sponsorendeals – eben solche von Großsponsoren empfangenen „Zuschüsse“ fürs eigene Zockerdasein in die Schweiz transferiert hätte? Sich dem Pressedruck geschuldet darauf hin selbst angezeigt hätte und …
sich danach zunächst ein kurzes Schweigegelübde auferlegt hätte, um dann aber ganz rasch wieder jegliche Demut (auch sportliche Fairness!) abzulegen und bei einem auf der Anzeigetafel verkündeten Gegentreffer eines sportlichen Rivalen in lauten Jubel auszubrechen.
Was wäre auch geschehen, wenn ein Spieler des TSV 1860, der sich wohl in unserem irdischen Fanleben niemals für den Titel eines Weltfußballers positionieren werden wird, wie es der Herr R. heute medienwirksam tut, wenn also ein Spieler des TSV 1860 München an seinem Geburtstag (!) eine minderjährige Prostituierte beglückt hätte?
Der Boulevard wäre supergaumäßig über unseren Verein, diese ach so schlimme Skandalnudel des deutschen Fußballs, hereingebrochen und hätte die betreffenden Personen medial aufgefressen!
Andere meinen, wie toll dieser grenzenlose Zusammenhalt der roten Familie in Krisenzeiten ist, wie dieser Gutmensch-Mainstream des „Mia san mia – und ihr geht’s uns am A. vorbei“ vorbildhaft für unsere Gesellschaft sei.
Ich dagegen meine: Es gibt Tage wie gestern, an denen einen eine tiefe innere Freude erfüllt, nicht dieser Weltmachtfamilie des Fußballs anzugehören, sondern dem sportlich wie finanziell ums Überleben kämpfenden Club von der richtigen Straßenseite.
Verbunden mit einer Demut, die den Roten gestern wieder einmal so sehr fehlte.
Und einer tiefen inneren Freude, die im Herzen tiefblau ist! Löwenblau.

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