Leseprobe: Mensch, deine Zeit steht in deinen Händen!

Einige kleine Auszüge aus meinem im Mai 2013 erschienenen neuen Buch mit dem Titel „Mensch, deine Zeit steht in deinen Händen!“:

„Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du deinem Kind den Regenbogen zeigst. Aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist.“ (aus China)

Profitzuwachs. Gewinnmaximierung. Wirtschaftswachstum. Konsumsteigerung.
… Kinder als Humankapital …Schlagworte des Jahres 2013. Schlagworte, die einen bei genauerer Betrachtung verzweifeln lassen, ja fast erschlagen. …
Wir haben den Regenbogen des Glücks komplett aus den Augen verloren.
Regenbogen-Zeit, die uns so sehr fehlt.     (S.15)

Wie wir das Warten und auch den Respekt vor der Zeit verloren haben …
Leise rieselt der Schokonikolaus schon im September vor sich hin. Es ist diese eine und einzigartige Wohlfühlatmosphäre des Tannenbaumes, der seine vermeintlichen Blätter verzweifelt suchend, seine süßen Ikea-Glöckelein lässt in der stillen Mit-Herbstnacht erklingen. Radio- und CD-Berieselung totalitärster Art. Unsere Ohren werden „gejinglebellt“.     (S.31)

Die alltäglichen „Freuden“ des Computerusers …
Was das Ganze noch auf perfideste und menschenverachtendste Weise erschwerte:

Viren. Trojaner und andere ekelerregende, widerwärtige, heimtückische, hinterfotzige, retrovaginale, zur völligen Unzeit auftauchende Invasoren einer PC-Anfänger verachtenden Welt. Diese urplötzlich, ganz ohne Vorwarnung aus der Verborgenheit, den Niederungen schlimmster Computersümpfe herauskriechenden, den Bildschirm verschlingenden Würmer …  (S.43)
Ein typischer „Spamnachmittag“ …
Eingegangene emails: „Handyspionage (von James Bond?), Treuespiele (mache ich lieber mit meiner Frau!), schnelle Bankkredite (Lehman Brothers reloaded?), Küchenschnäppchen (Thermomix ohne Vorführung?) und Staubsaugerroboter Galaxy S53 (das zumindest hört sich interessant an, also draufklicken!) …
Leider ist auch dieses sensationelle, einzigartige und unübertreffliche Angebot kein Gerät, das diese widerlichen Werbespams blitzschnell einzusaugen imstande wäre. Also: Blitzschnell gelöscht und zurückgeschickt in seine Staubsauger-Galaxie, den S 53 …
Pfiat di!  (S.49)
Zur Mediengebundenheit unserer Kinder:
Master im Counterstrike, Egoshooter sein, reicht einfach nicht aus. Wir müssen unsere Kinder auf ein höheres mediales Level führen. Ihnen Hilfen geben, mit der riesigen Datenflut, die über sie täglich hereinstürzt, umzugehen, deren Herr zu werden.
Kein Sklave. (S.67)
„Das der Mensch Dinge habe, ist nicht von Übel. Aber dass sie oft seine Freiheit erdrücken und ihn selbst besitzen und haben, das ist das Übel.“ (Alfred Delp)   (S.78)

Wie es früher einmal an einem unverplanten Nachmittag war:
Da gab es Banden, die regelrechte Kleinkriege gegeneinander führten. Indianer und Cowboys und bei den Indianern die guten Apachen gegen die bösen Komanchen.

Kriegspfade. Verborgene … Ich erinnere mich noch genau, dass ich einer akut drohenden Festnahme und Marterung durch den feindlichen Stamm der um einige Jahre älteren Komanchen nur durch eine beherzte Flucht durchs Dickicht mit anschließender Bauch- und Bruchlandung in einer Brennesselkolonie entkam. War das eine unruhige, quälerische Nacht! Und der lieben Mama durfte man ja nicht einmal erzählen, was vorgefallen war … Mich juckt es heute noch in Erinnerung an dieses „Feuerwasser“. Aber tausendmal lieber gebrennesselt als am Marterpfahl geröstet!  (S. 87)
Wie wir wieder neu vom „Zeitnehmer“ zum „Zeitgeber“ werden:
„Manche Menschen wissen nicht, dass sie ein Geschenk des Himmels sind. Sie wüssten es, würden wir es ihnen sagen.“ (Petrus Ceelen)

Menschen, die das geschafft haben, sind wahrlich engelsgleiche Bremsklötze im permanenten Beschleunigungsprozess unserer Zeit. Die uns vorleben, dass Zeitbesitz mehr wert ist als jeglicher nur materieller, oft so vergänglicher und unbedeutender Reichtum. Menschen, die auf der Suche nach erfüllter Zeit fündig geworden sind. Die immer nach außen transportieren, dass sie innen gut drauf sind. Die die Zeit, ihre Zeit, in ihren Händen stehen lassen können.   (S.103)
Über die Bestrebungen, Junge und Alte wieder ins gemeinsame Lebensboot zu holen:
Nur drei Wochen später führte mich mein diesmal deutlich längerer Anfahrtsweg in die Heimat meines Vaters nach Glonn, einem herrlich gelegenen Markt zwischen München und Rosenheim. Der traditionsreiche Fanclub mit seinen 250 Mitgliedern (dies sind beachtliche 210 mehr als der FCB-Fanclub vor Ort) feierte eine lässige Weihnachtsfeier.

Dort waren es wie zuvor in Waal ebenfalls junge Burschen, die die Veranstaltung mit grandios vorgetragenen Songs aus den Sechziger bis Achtziger Jahren umrahmten und am Ende die „Oidn“ tatsächlich dazu animieren konnten, auf dem Hosenboden des Festsaales das Willy-Michl-Lied von den Bobfahren kurvenreich zu interpretieren.
Jung und Alt in einem Boot, pardon, Bob.  (S.131)
Zur Schule:
Es ist unerlässlich, der wachsenden Zahl der sozial labilen Kinder in unseren Klassen hohe Aufmerksamkeit zu schenken, ihnen gerade trotz ihrer Verhaltensabweichungen den Respekt zu geben, aber auch neu beizubringen, damit er ihnen im Umgang mit Lehrern und Klassenkameraden sowie später im Familien- und Arbeitsleben nicht fehlt …

Mindestens ebenso bedeutsam erscheint mir aber die Rücksichtnahme auf die Langsamen in Worten, Handlungen und Gesten, auf die Stillen, die Bedächtigen, die oft von den dominanten Vorlauten und Vordränglern an den Rand geschubsten Kinder.
(S.138)
Unsere Kinder brauchen einen Medienführerschein. … Über allem muss die Sinnspendung stehen, das eigene Medienverhalten zu reflektieren und zur Einsicht zu gelangen, dass es nicht der Sinn meines Lebens sein kann, always on, immer erreichbar zu sein. (S.152)
Der neue Weg zum Momentensammler:
„Das Glück ist wie ein Schmetterling. Wenn wir es jagen, vermögen wir es nicht zu fangen, aber wenn wir ganz ruhig innehalten, dann lässt es sich auf uns nieder.“ (N.Hawthorne)

Sind wir nicht irgendwo jeder auf seine Art echte Glückspilze? Speichern wir die positiven, die Freude spendenden, die segensreichen, die heiligen Momente wie ein Eichhörnchen ab, das sich die Vorräte für die nicht so hellen, die düsteren, die dunklen Augenblicke des langen Winters zur Seite schafft. Und rufen wir sie uns immer dann in Erinnerung, wenn wir sie am meisten und am dringlichsten so sehr nötig haben.
So gesehen ist die Sammlung schöner, goldener Momente alles andere als ein sinnloser Zeitvertreib, sondern eine riesengroße Kraftquelle für unsere Durststrecken des Alltags. Wenn wir beim Wandern durch unser Leben nicht das Ziel haben, möglichst viele „Berggipfel“ abzuhaken, sondern den Weg dorthin als das Ziel unseres Lebens schlechthin ernstnehmen. …Momentensammler sind die reichsten Menschen dieser Welt, beneidet von jedem Scheich und sonstigem Multimilliardär.
Denn ihnen gehört die Zeit!
Zeit mit Gott
Pilgern ist viel mehr als nur ein frommer Trendsport mit dem Nebenprodukt eines gut verkauften Buches. Dahinter sehe ich eine Suche. Die Suche, wieder in eine tiefere Gemeinschaft mit Gott eintreten zu wollen. Wenn es uns gelingt, im Alltag wieder mehr Zeiten mit Gott einzuplanen, dann sind mehrwöchige Trips auf dem Jakobsweg ein angenehmes Zubrot. Mehr aber auch nicht.

… Wir müssen keine Hamsterkäufe der Zeit unternehmen, weil wir sie niemals erzwingen, um uns selbst kreisend verlängern können.
Unsere Lebenszeit. Sie ist Gnade. Geschenk. Segen.