Leseprobe: 60 Momente

Leseprobe 1: Löwenprofi Kai Bülow, seit 2010 bei 1860 und mit seinem Tor
in der Nachspielzeit 2015 Retter in der Abstiegsrelegation gegen
Kiel, über das Pokalspiel gegen Dortmund 2013:     (Auszug)
Dieses Spiel ist ein Geschenk!  Schon mit den ersten Schritten auf dem perfekten, leicht nassen Rasen wird alle Anspannung in Freude und Motivation umgewandelt. Die Fans sind fantastisch. Eine gigantische Choreographie wartet auf uns Spieler und es ist lauter denn je in der Arena.  …
Nach fünf Minuten sind die ersten Zweikämpfe gegen Lewandowski & Co bestritten und … gewonnen! … Jeder Löwe auf und neben dem Platz wächst heute Abend über sich hinaus. Schon kurz vor der Halbzeit … die Zeit „fliegt“ heute Abend. Dortmund ist natürlich besser, kommt aber zu keinen zählbaren Aktionen und wir …
mit jedem gewonnenen Zweikampf wachsen wir.
… Mit viel Mut, Können und etwas Glück schaffen wir es, die Verlängerung zu erzwingen. Dieses Ergebnis hatten uns wohl nur die wenigsten zugetraut! Leider wird der Druck der Borussen dann irgendwann doch zu groß und unsere Beine zu müde, um als Gewinner vom Platz zu gehen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass jeder Spieler, das gesamte Funktionsteam und jeder Fan, der es mit uns Löwen hält, an diesem Abend unglaublich stolz darauf war, was wir geleistet hatten.  … noch heute denke ich gelegentlich an dieses Spiel zurück. Ein Kräftemessen mit Lewandowski und Reus als direkten Gegenspielern. Das war schon was! …
Und ich konnte über weite Strecken bestehen …“

Kai Bülow - Löwenretter am 2. Juni 2015

Kai Bülow – Löwenretter am 2. Juni 2015



Leseprobe 2: Das „Gänsehaut-Sechzig München“
„Es ist dieses Gänsehaut-Sechzig-München , das – im krassen Gegensatz zum im gleichen Ort beheimateten und nach der endgültigen Fußballweltherrschaft trachtenden anderen Club – eine aufrichtige Demut und tiefe Dankbarkeit seiner immer noch so vielen Sympathisanten in sich trägt, wie sie auch die folgende kleine Anekdote aus einem Münchner Kindergarten zum Ausdruck bringen mag, die mir eine Leserin meines Buches vom „Löwenleo“ am Nikolaustag des Jahres 2011 freundlicherweise zukommen ließ.
Sie schrieb: Meine Freundin hat ihrem Sohn erklärt, dass in Bayern der Nikolaus schon am 5.12. abends kommt. Woraufhin ihr rot angehauchter Sprößling am 5.12. den anderen Kindern im Kindergarten stolz verkündet: Also, zu uns Bayern kommt heute der Nikolaus. Worauf mein Sohn leicht geknickt sagt:
Ach, schad. Dann kommt er zu mir nicht. Ich bin und bleib nämlich ein echter Sechzger!“

… Gibt es noch einen größeren Liebesbeweis als diese tiefe kindliche Treue, die auch wir Löwenfans im gesetzteren Alter immer noch ganz fest in uns tragen und nie mehr hergeben? Auch wenn die Bescherung ausfällt … Dieses „ein Sechzger sein und bleiben“ als Zeichen der eigenen Kruppstahl-Fanhärte gerade in Zeiten, in denen ROT stimmungslos-gnadenlos die Medienlandschaft dominiert, seziert und regiert. Mit all den Beckenbauers, Hitzfelds, Effenbergs, Scholls, Kahns, Helmers und Struuunzs dieser rot manipulierten Co-Kommentatorenwelt.

Leseprobe 3: Das erste Mal (1971: 1860 – Bayern Hof 4:2)
Anmerkung: Nach 30 Sekunden 0:1!

Momentensammlung … Schatten der Erinnerung. Die Durchsage des Gegentores per Stadionlautsprecher … die wenigen Sekunden der absoluten, durchaus betroffenen Stille im weiten Rund … Und dann mitten hinein in diese fast schon unheimliche Ruhe das inbrünstig aus 25 000 Kehlen hinaus gedonnerte „Sech-zig, Sech-zig, Sech-zig“ …
… Eindringlich. Enthusiastisch. Einprägsam. Ergreifend. Einträchtig. Einheitlich.
Genau – das war es, was dieses Sechzig so ausmachte und so sehr vom anderen Münchner Profifußballverein unterschied:
Diese Einheit im ehemals vereinseigenen Stadion, die Westkurve, Stehhalle, Ostkurve und sogar Haupttribüne zu einer verschworenen Gemeinschaft verband, in die ich blutjunger Neu-Blauer mich dankbar einreihen durfte.

Leseprobe 4: Stehaufmännchen …

Löwen sind Stehaufmännchen, die auf ihren Verein stehen und durch nichts und niemanden auf dieser Fußballwelt davon abgebracht werden können, blau zu leben, blau zu lieben, blau zu träumen, blau zu hoffen.
„Des is Sechzge“ war auf den Transparenten zu lesen, die von den blutjungen Löwenfans Mitte Mai 2014 bei X-Tausend voller Stolz in den Giesinger Regenhimmel gestreckt wurden. Als Treuezeichen der Jungen. Wir bleiben Blau!

Leseprobe 5: Das Löwen-Traumtor in Minute 60

Für mich ist dieses 3:3 von Ferdl Keller gegen Darmstadt 98,  Ende Januar 1973 zufälligerweise oder doch gezielt auch noch in Minute 60 erzielt, das Tor aller Löwentore, beinhaltet es doch alles, woran wir Fans in unseren kühnsten Träumen so sehnsüchtig denken:
Strukturierter, zielstrebiger und diagonaler Spielaufbau. Passgenauigkeit. Direktspiel. Technische Finesse. Gier aufs Toreschießen. Kaltblütigkeit im Abschluss inklusive einer Grundportion an Risikobereitschaft und Löwenmut.
In meinem ersten Livespiel im ungeliebten Olympiastadion fiel ein Tor, das 18000 vom Plastikhocker haute und innerhalb von vielleicht zwei Sekunden zwischen Ausgangspass, Flanke und Torabschluss einem schmerzvoll vor Augen hielt, wie schön Löwenfußball eigentlich sein könnte … Es war der schönste von 26 Treffern des Ferdl Keller, dem Torschützenkönig der Regionalliga Süd 1972/73.

S.66 Tor Keller Variante