Obiger Ausspruch, der tiefsten Löwendepression geschuldet, stammt nicht von meinen beiden Töchtern, die mich erstmals gestern in diesen nebulösen Löwenkick gegen Köln begleitet hatten und wacker fröstelnd neben ihrem fassungslosen Vater ausharrten, ehe sie dieser nach 75 Minuten mit dem frühzeitigen Verlassen der unwirtlichen Arena erlöste. Übrigens zum erst zweiten Mal in 42 Fanjahren, dass ich ein Sechzgerspiel vorzeitig beendete.
Nein, ein kleiner Bub mit vielleicht 9 oder 10 Jahren war es. „Papa, i mag heim!“ Mit Tränen in den Kinderaugen, die über Gesicht und Löwentrikot kullerten. Ein Glück für ihn, dass sein Vater bereits in der Pause (!) ein Einsehen hatte und den Ort des grausamen Geschehens verließ.
Erschütternd. Leblos. Blutleer. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ein Team ohne Herzblut und Leidenschaft. Das sicherlich vom Schiri mit der frühen Hinausstellung des bei seiner ersten gelbenKarte selten dämlich in der gegnerischen Hälfte zu Werke gehenden Makos wie auch einigen anderen Entscheidungen benachteiligt wurde. Das diesen Frust aber nicht in positive Energie nach der Pause umwandelte, sondern sich ohne jegliches Aufbäumen in sein Schicksal fügte. Mit einem Trainer, der ebenso handelte. Viel zu spät wechselte. Sein System nicht von Vierer- auf Dreierkette umstellte, um damit zumindest dem zahlenden Zuschauer das Gefühl zu vermitteln, alles zu geben, alles zu versuchen. Von mir aus auch mit fliegenden Fahnen unterzugehen.
Ich kann leider nicht umhin, dieser Löwenelf heute ein vernichtendes Zwischenzeugnis auszustellen.
Kiraly, Torwart:
Ungarischer Rekordkeeper seit Mittwoch, der Einzige mit positiver Körpersprache und Ausstrahlung, bei beiden Toren sträflich im Stich gelassen.
Feick, Wojtkowiak, Außenverteidiger:
Ersterer verunsichert, ängstlich, mit grausamstem Sicherheitsfußball. Nicht zweitligatauglich. Der Nationalspieler aus Polen rechts wie eine Schlaftablette, ohne jede Dynamik eines Rukavina. Wohl falsch eingesetzt, da als Innenverteidiger geholt. Auch wenn es jetzt hart klingt: Nicht zweitligatauglich.
Hinterlaufen – für beide ein fußballerisches Fremdwort.
Aygün, Vallori, Innenverteidiger:
Bemüht, kämpferisch. Beide mit gewaltigen Schnelligkeitsdefiziten. Beide schlafmützig nach zwei Minuten beim 0:1.
Bülow, Makos, zentrale Mittelfeldspieler:
Bülow – im Frühherbst noch in sehr guter Verfassung – verunsichert und völlig außer Form. Haarsträubende Fehlpässe und Ballverluste. Vom Trainer viel zu spät mit der Auswechslung erlöst. Makos giftig, wie oben erwähnt, aber übermotiviert. Immerhin mit einigen guten Balleroberungen.
Halfar, Stoppelkamp, Außenspieler:
Halfar kämpferisch verbessert, aber derzeit spielerisch nur ein Schatten seiner selbst. Hält seine Position häufig nicht und wirkt unfit. Stoppelkamp der einzige Feldspieler, der ansatzweise Dynamik erkennen lässt, auch mal einen Sprint durchzieht. Einzelkämpfer ohne Unterstützung.
Lauth, Bierofka, einsame und hängende Spitze:
Der Benny geht wirklich mit kämpferischem Einsatz und Laufaufwand in dieser Saison als Kapitän voran, hängt vorne aber total in der Luft. Schlechte Ballbehauptung bei allerdings oft nur einfallslos hohen Anspielen. Biero ist wirklich einer der wenigen, der vieles probiert, sich Bälle von ganz hinten abholt, dem aber auch unglaublich viel misslingt. Aber Einsatz und Wollen sind zu erkennen.
Insgesamt mangelt es diesen Löwen an Tempo, Dynamik, Spielaufbau und Zweikampfbereitschaft. Unerklärlich, wenn ein Trainer nach dem Spiel mit der Einstellung dieser gestrigen Mannschaft zufrieden ist.
So gab es gegen biedere, harmlose, höchst durchschnittliche Kölner die erste Punktspielheimniederlage seit dem März 1978 (!). Damals siegten die Geißböcke im Olympiastadion mit 3:1 und wurden wenig später trotz des Gladbacher Seltsamsieges (12:0 gegen Dortmund) deutscher Meister. 60 stieg kurz darauf ab.
Und ist in der gestrigen Verfassung ein ernstzunehmender Kandidat, auch diese Spielzeit wieder in Abstiegsregionen durchgereicht zu werden. Es muss etwas passieren.
Frisches Blut auf der Bank und auf dem Platz tut wohl gut. Eine Garantie für sportlich erträglichere Zeiten ist dies allerdings nicht. So kann es nicht weitergehen …
Wenn ich nur das Gesicht des Löwenbuben vor Augen habe …
„Papa, i mag heim!“
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