„Wer seine Tradition verkauft, der muss um seine Emotionalität kämpfen!“

Das heute in der Münchner Presse veröffentlichte Interview mit dem Braunschweiger Erfolgstrainer Torsten Lieberknecht, der seine Mannschaft in den letzten Jahren mit Behutsamkeit, Akribie und hervorragender Menschenführung kontinuierlich nach oben geführt hat, sollte eigentlich Pflichtlektüre für jeden Verantwortlichen aber auch Fan unserer Münchner Löwen sein.
Die Braunschweiger Löwen, am Sonntag unser nächster Gegner und mit einem nominell viel, viel schwächeren Kader als 1860 sage und schreibe 21 (!) „Punkte-Lichtjahre“ vor uns in der Tabelle, haben bei einem zugegebenermaßen sicher ruhigeren Medienumfeld als dem Münchner aufgezeigt, dass sportlicher Erfolg planbar, machbar, berechenbar ist.
Man nehme dazu, so Lieberknecht, Geduld (!), Ruhe, Kontinuität und vor allem die Umsetzung einer eigenen Spielidee, wie dies schon beim für uns glücklichen 1:1 im Hinspiel sichtbar wurde.
Dazu ein großes Pfund Tradition, die man nicht verkaufen dürfe.
Denn: „Wer seine Tradition verkauft, der muss um seine Emotionalität kämpfen.“
Beim TSV 1860 München hat man in den vergangenen Jahren immer mehr den Eindruck gewinnen müssen, dessen einzige Tradition ist die (noch!) gelebte Treue seiner Anhänger.
Wir haben nahezu alles, was diesen so einzigartigen Verein ausgezeichnet hat, zuerst an den anfänglichen „Stadionpartner“, danach an einen dubiosen arabischen Fußballspekulanten verkauft. Und dann naiv gehofft, dass ein sportlicher Erfolg all die Gräben, die sich innerhalb des Vereins (Aufsichtsrat – Präsidium) und im Binnenverhältnis Verein – Investor jäh aufgetan haben, zuzuschütten imstande wäre.
Auch ein weiterer Satz in Lieberknechts Interview über 60 spricht Bände und tut sehr, sehr weh:
„Aus der Mannschaft kann man viel, viel mehr herausholen.“
Wir bräuchten so einen wie diesen Lieberknecht, der sich nicht mit markigen und haltlosen Sprüchen selbstdarstellend in Szene setzt, sondern das beherzigt, was beim TSV 1860 München nach fast 10 erbärmlichen Zweitligajahren dringend angesagt wäre:
Mit der erforderlichen Grunddemut, dennoch aber nicht mutlos, einen Neuanfang wagen, der uns so schnell wie möglich aus dieser Mietsklaverei am Müllberg herausführt.
Um mit einer neugeborenen Löwenemotionalität unsere grandiose Tradition wieder neu zu leben und mit Leben zu füllen.

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